SGH blieb trotz Stillstand in Bewegung
„Ein Sportverein, der keinen Sport machen kann, ist seiner zentralen Aufgabe beraubt,“ beschreibt Bernd Ehret, Vorsitzender der SG Hüttenfeld, die Situation seines Vereins während des coronabedingten Lockdowns. Wie viele andere Vereine musste sich auch der Hüttenfelder Sportverein an die neuen Gegebenheiten anpassen.
Während des Lockdowns mussten alle Abteilungen den regulären Sportbetrieb ausnahmslos einstellen und alle Veranstaltungen wurden abgesagt. Die Mitgliederversammlung musste von Mai auf September verschoben werden. Durch den Ausfall von Maifest, SGH-Summernight und der Kerwe fehlen dem Verein in diesem Jahr Einnahmen im niedrigen fünfstelligen Bereich. „Große Anschaffungen müssen daher erstmal zurückgestellt werden,“ erklärt Kassenwart Gwen Steier. Der reguläre Spiel- und Trainingsbetrieb ist davon nicht betroffen, da er über Mitgliedsbeiträge, Zuschüsse und Spenden finanziert wird. Daher verzichtet die SGH auch auf eine „Corona-Unterstützung“ von Kreis und Land. „Es gibt Vereine, die das nötiger haben als wir,“ begründet Bernd Ehret. Im Vergleich zu anderen Vereinen hat die SGH auch keine coronabedingten Austritte zu verzeichnen, was laut Vorstand sicher mit dem niedrigen Vereinsbeitrag zusammenhängt.
Obwohl das Herz des Vereins, der Sportbetrieb, stillstand, arbeiteten die grün-weißen Zahnräder im Hintergrund auf Hochtouren weiter. Während der Krise wurde das Projekt „Neue Vereinswebsite“ in Angriff genommen, das Projekt „Neue Halle“ vertieft, die Satzung überarbeitet, Online-Workshops wahrgenommen, kommende Mannschaftsaufstellungen besprochen und Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen organisiert. Interne sowie externe Sitzungen fanden als Videokonferenzen statt, was teilweise sogar zu mehr Teilnehmern als bei früheren Präsenzveranstaltungen führte. „Diese Entwicklung könnte man so beibehalten,“ findet Joachim Zahn, Leiter der Fußballjugend, insbesondere da man sich dadurch lange Fahrten sparen könnte. Der Hessische Fußball Verband will in Zukunft auch vermehrt Online-Schulungen für Trainer anbieten.
Per Videokonferenz blieb auch die Tischtennisabteilung in Kontakt. Statt den Freitagabend gemeinsam in der Halle zu verbringen, konnte jeder von zu Hause dabei sein und sich mit seinen Sportsfreunden austauschen. Das Training wurde sowohl im Tischtennis als auch beim Volleyball und Zumba auf Eis gelegt, da es keine risikolose Alternative gab. Die Fußball Herren hatten über eine Trainingsapp die Möglichkeit, von ihrem Trainer Übungen und Läufe mit zu erreichender Zeitvorgabe zu bekommen, um trotz Social Distancing am Ball bleiben zu können. Als klar war, dass die laufende Saison nicht mehr ausgespielt wird, wurden die Trainingsvorgaben für die Fußballer allerdings reduziert.
Sportschützen nutzen alle Möglichkeiten
Die Schützen hatten zwar im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten den Vorteil, dass das Schießen kein Kontaktsport ist, waren aber dennoch von dem allgemeinen Lockdown betroffen. Auch das alljährliche Ostereierschießen fiel Corona zum Opfer. Doch Hüttenfelds Schützen scheuten keine Kosten und Mühen, um ihre Stammgäste dennoch mit ein paar bunten Ostereiern zu versorgen (wir berichteten). Auch das große Preisschießen, das sonst im Rahmen der Aktion „Saubere Gemarkung“ stattfindet, fiel aus. Das Schießen wird zwar nicht ersetzt, dafür aber die Müllsammelaktion. Abteilungsleiter Helmut Günther meldete in Absprache mit der Stadt Lampertheim die Säuberung der Gemarkung kurzerhand als Projekt für den im September voraussichtlich stattfindenden Freiwilligentag der Metropolregion an. Dafür kann man sich über die Website des Freiwilligentags anmelden.
Eine alternative Trainingsmethode zu finden gestaltete sich für die Sportschützen als besondere Herausforderung, da es sich bei den Trainingsgeräten schließlich um Sportgewehre und Sportpistolen handelt und eine Nutzung durch das Waffenrecht streng geregelt ist. Doch angetrieben durch den Trainingseifer der Hüttenfelder Jungschützen fand Abteilungsleiter Helmut Günther eine sichere Möglichkeit, wie die Jugendlichen auch zu Hause an ihrer Treffsicherheit feilen konnten. Ohne Munition und mit geleerter Pressluftkartusche brachte er den vier Jungschützen mit Zustimmung der Eltern ihr Trainingsgerät nach Hause. In voller Trainingsmontur konnten die Jugendlichen mit einem an der Wand befestigen Klebepunkt als Ziel ihren Stand, ihre Stabilität und Zielgenauigkeit verbessern.
Wiederaufnahme des Sportbetriebs mit strengen Regeln.
Als im Mai die Lockerungen kamen, konnten die Abteilungen ihren Sportbetrieb in enger Abstimmung mit der Stadt Lampertheim und unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln wieder hochfahren. Es wurden sowohl für das Bürgerhaus als auch für das Sportlerheim und den Schießstand Konzepte entwickelt, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden. Um den Abstand einhalten zu können, wurde die Teilnehmerzahl beschränkt und Einbahnstraßenregelungen eingeführt. Es gibt Desinfektionsmöglichkeiten und jeder muss darauf achten, nur sein eigenes Trainingsgerät zu benutzen. Die Fußballer nutzen ausschließlich den Außenbereich und auch Volleyballer wichen auf das Beachvolleyballfeld aus. „Über die Sommermonate überlassen wir unsere Hallenzeiten gerne denjenigen, die nicht draußen trainieren können und zudem aus Abstandsgründen ihre Trainingsgruppen auf mehrere Termine splitten müssen,“ berichtet Volleyball-Abteilungsleiter Stefan Herzer. Auch Christin Rodriguez, Leiterin der Zumbaabteilung, verlegte ihre Trainingseinheiten ins Freie.
Alle Sportlerinnen und Sportler der SGH sind froh, endlich wieder in Gemeinschaft trainieren zu können, auch wenn sie sich dafür mit nie dagewesenen Bedingungen arrangieren müssen. Wie es weitergeht, kann niemand mit Sicherheit sagen. Die Abteilungen stehen stets in engem Kontakt mit den Verbänden. Für die Tischtennisspieler ist nach aktuellem Stand der Saisonstart für September ohne größere Einschränkungen vorgesehen. Wie sich die Pandemie-Situation bis dahin entwickelt, wird sich zeigen. Bernd Ehret ist sich allerdings sicher: „Wir freuen uns alle schon darauf, unsere Sportarten wieder uneingeschränkt ausüben zu können.“